Grand Tour of the Orient (2): Bahrain
Wer maritimes Flair erleben möchte, sollte seiner muckeligen, sanft hin und her wiegenden Koje bereits am frühen Morgen Lebewohl sagen und sich auf Deck einfinden. Spätestens vor der Einfahrt in den nächsten Hafen ist der ambitionierte Captain auf seinem Posten. Nun, nach dem gestrigen White Wine im Restaurant und einigen Aperol Spitzern an der Ocean-Bar fühlt sich die noch einigermaßen frische Brise um die Nase gar nicht verkehrt an.
Für maritime Lerchen gibt es Kaffee und Croissants schon ab 6 Uhr. Da könnte man sich glatt noch mal hinlegen nachdem die besten Fotos gemacht sind. Doch auch heute wartet wieder ein abwechslungsreicher Tag auf seinen Start und Bahrain auf seine Entdeckung.
Im Khalifa-Bin-Salman-Hafengelände verkehren Shuttle-Busse, die die Kreuzfahrer in einer 45-minütigen Fahrt meist zur Bahrain City Centre Mall bringen. Taxis dürfen das Hafengelände nicht befahren, Fußgängern ist es untersagt sich dort zu bewegen. Schön blöd, wenn du in keinen Bus kommst.
Gestern schon hatte mit uns noch ein anderes Rollstuhl-Pärchen rebelliert, als uns AIDA erklärte, dass man da wohl nichts machen könne. Es ist mir ein Rätsel, warum es hier scheinbar keine Lösung gibt, obwohl AIDA-Schiffe Manama seit Jahren anfahren.
Heute morgen stehen wir mit Bettina und Norbert, zwei patenten rheinischen Frohnaturen demonstrativ vor dem Schiff und pochen darauf, zu einem Taxi außerhalb des Hafengeländes gebracht zu werden. Ohne viel Gewese erklärt sich schließlich der freundliche Shuttle-Bus-Unternehmer selbst dazu bereit und bringt uns mit seiner luxuriösen S-Klasse zu einem wartenden Taxi vor dem Hafen. Nicht nur das. Er erklärt uns, alle Kosten für unseren Ausflug seien beglichen und wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt. Als wir uns freudig überrascht bedanken, neigt er sein Haupt würdevoll und entgegnet lächelnd „Welcome to Bahrain“.
Mit Mohammed erwischen wir einen Fahrer, in dessen Nähe wir uns wohlfühlen. Oft lächelt er gelassen in sich hinein und steuert den Wagen so sanft als beförderte er den Sultan persönlich. Nach der kleinen Aufregung am Schiff nehmen wir seine Gelassenheit gerne in uns auf und lauschen den fundierten Ausführungen.
Als erstes steuern wir die Al Fatih Moschee im Norden Bahrains an. Die sunnitische Moschee ist die größte des Landes und bietet 7.000 Gläubigen Platz. Wir belassen es bei einem Foto-Stopp und sind froh, den klimatisierten Wagen nicht länger als unbedingt nötig verlassen zu müssen. Meine fälschliche Annahme, die Hitze im Orient sei wohltuend trocken, wird mir heute mit der vollen Wucht triefender Waschlappen um die Ohren gehauen.
Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten Bahrains liegen recht weit auseinander und sind nur mit einem Taxi erreichbar. Glücklich darüber, den Tag nicht in einer für die Region so typischen Mall oder gar an Bord verbringen zu müssen, schmiegen wir uns ins beigefarbene Toyota-Velours das uns auf so angenehme Weise Bahrain erkunden lässt.
Vorbei am World Trade Center geht es zum Qalʿat al-Bahrain. Die historische Stätte ist ein ca. 300 x 600 Meter langer Ruinenhügel, der wohl lange der Hauptort der Insel war. Mittlerweile gehört Qalʿat al-Bahrain zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Bahrain ist eine Insel, die ihrerseits aus 33 Inseln besteht. Der King Fahd Causeway verbindet als 25 Km lange Brücke Bahrain mit Saudi Arabien. In der Mitte befindet sich das Middle Island mit Moschee, der King-Fahd-Causeway-Verwaltung, einem Mc Donalds Restaurant und dem Gemischtwarenladen Nakheel Market. In diesen entschwindet Mohammed mit einem kurzen „One Moment please.“, um uns kurz darauf mit leckeren Getränken zu versorgen. Ich probiere einen kühlen, mir völlig fremden jedoch unverschämt leckeren Lemon-Mind-Saft. Herrlich! Welcome to Bahrain.
Mit Bahrain verbinden nicht nur Formel 1 Fans die Rennstrecke, den International Circuit. Der Parcours wurde eigens für den 2004 erstmals in Bahrain ausgetragenen Grand Prix gebaut und befindet sich ca. 27 km süd-westlich vom Zentrum Manamas entfernt.
Auf der Rückfahrt zum Schiff, unweit der Ortschaft A’Aali, macht uns Mohammed auf seltsame Sandhügel aufmerksam. Diese scheinbar zufälligen Anhäufungen befinden sich direkt neben normaler Wohnbebauung und sind (festhalten!) mehr als 170.000 Gräber der größten und ältesten Grabeskirche Bahrains. Bestimmte Grabstätten stammen aus der Zeit der altertümlichen Dilmun-Zivilisation (3. Jahrtausend vor Christus).
Zurück am Port Khalifa Bin Salman. Genauer gesagt vor dem Port Khalifa Bin Salman. Mit laufendem Motor parkend, lernen wir, dass persische fünf Minuten durchaus eine geschlagene Stunde dauern können. Wir warten auf jemanden, der unserem Taxi eine Genehmigung für die Strecke zum Schiff ausstellt. Seelenruhig telefoniert Mohammed immer wieder mal mit irgendwem, sagt mehrfach Wheelchair und wird vertröstest.
Nach einer Stunde stellt sich heraus, dass der für Genehmigungen zuständige Hafenkollege wohl schon im Feierabend ist und wir dürfen in langsamer Fahrt einem klapprigen Pritschen-LKW folgen, der uns zum Schiff geleitet.
Mit einem großzügigen Trinkgeld bedanken wir uns bei Mohammed insbesondere dafür, dass er so lange mit uns gewartet hat. Da hätte er mit seiner Zeit sicher etwas besseres anfangen können. Welcome to Bahrain!
Ausblick
Wir legen ab uns es geht Richtung Osten in das Sultanat Oman. Die Stadt Maskat wird mich in einer Weise überraschen, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.