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Von Arschkarten zu Trümpfen – Das Geheimnis für ein Leben deiner Träume

Von Arschkarten zu Trümpfen – Das Geheimnis für ein Leben deiner Träume

Mit diesem Post wende ich mich ganz persönlich an dich. Denkst du über deine Träume oft lieber noch einmal nach, bevor du aktiv wirst? Du möchtest nichts überstürzen und keine Fehler machen? Okay, meine Diagnose: Du führst ein Leben im Konjunktiv. Eigentlich würdest du gerne …

Wenn du nun eine positive Aufregung spürst, lies weiter.

Eine ganze Zeit lang lebte ich ebenso im Eigentlich. Als mich mein Handicap immer weiter einschränkte und ich auf einen Rollstuhl angewiesen war, dachte ich oft: „Wenn ich meine Behinderung nicht hätte, dann würde ich … könnte ich …“

Nach der Devise Bewahre dir deine Träume. Schlaf weiter! schaute ich traurig ins Nichts, stieß einen tiefen Seufzer aus und sah die Welt als ungerecht an.

Ich wurde unleidlich, verbittert und manchmal ungerecht. Irgendwann hatte ich die Nase voll davon und befasste mich intensiv mit Persönlichkeitsentwicklung und Resilienz, besuchte Seminare und las viele Bücher.

Das alles hat mich glücklicher gemacht und mir ein neues, anderes Leben geschenkt. Ich habe ein Buch zum Thema geschrieben und halte Impulsvorträge, um Menschen vom Träumen ins Tun zu bringen. Das erfüllt mich von Herzen.

Vom Träumen ins Tun

Als mir klar wurde, dass ich ein Leben im Rollstuhl werde führen müssen,
gab es für mich nur einen Weg:
Mich Hals über Kopf neu in mein eigenes Leben zu verlieben!“

HandiCaptain

Mit meinem Buch „Von Arschkarten zu Trümpfen – Das Geheimnis für ein Leben deiner Träume“ kannst auch du dein Leben in die Richtung bewegen, in die du möchtest. Ich lade dich herzlich dazu ein.

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dein Leben als eine Fülle von Chancen zu verstehen? Finde die Türen, durch die du gehen kannst und treffe die Menschen, die dich lieben, dich unterstützen und emporheben. Du wirst sie finden, denn sie suchen gleichzeitig auch dich.

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Das Buch

Von Arschkarten zu Trümpfen – Das Geheimnis für ein Leben deiner Träume, 164 Seiten, als Taschenbuch und eBook

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Wo sind die Menschen mit Handicap?

Wo sind die Menschen mit Handicap?

Nun habe ich aber mal eine doofe Frage. Warum sieht man bei TV-Shows so gut wie nie Studiogäste mit Behinderung? Komisch, wo sind denn die?

Neulich brachte ein Post die Facebook-Gemeinde in Aufruhr: Eine Besucherin der RTL-Showaufzeichnung von DANCE DANCE DANCE schilderte, dass eine Frau mit Down-Syndrom offensichtlich umgesetzt wurde, damit sie nicht ins Blickfeld der Kameras gerät. Ist ein derart schändlicher Fall von Diskriminierung tatsächlich möglich? Die Presse griff diesen aufwühlenden Fall auf und berichtete ausführlich. Die BILD titelte „Frau mit Down-Syndrom in RTL-Show umgesetzt?“, der Berliner Kurier schrieb Schwere Vorwürfe Diskriminiert „Dance Dance Dance“ geistig Behinderte?“. Viele weitere Medien thematisierten diesen Fall ebenso.

Auch mir hat diese Geschichte den Puls beschleunigt, mich zornig gemacht. Aber, Entwarnung! RTL hat sich geäußert und mitgeteilt, dass zwei behinderte Studiogäste mit ihrer Betreuerin gebeten wurden, sich auf Plätze zu setzen, von denen aus der Notausgang schneller erreichbar war. Auch die Betreuerin bestätigte, dass die neuen Plätze besser als die vorherigen waren. Gott sei Dank, keine Diskriminierung, keine Verarsche, egal von wem. Zurück zur Tagesordnung?

Nicht ganz. Mich lässt das nicht los. Eigentlich möchte ich gar nicht, dass mich das beschäftigt, dieser TV-Studio-Mist. Tut es aber.

Letztes Jahr war ich bei der Aufzeichnung der ZDF-Heute-Show, hatte Monate auf die begehrten Karten gewartet. Im Mai ging es ins Studio nach Köln. Als Rollstuhlfahrer durfte ich auf Anfrage noch vor dem großen Pulk ins Studio und wurde von einer freundlichen Einweiser-Dame in Empfang genommen. Nun darfst du mal raten, was ich zu hören bekam. „Mit dem Rollstuhl müssen Sie sich an den Notausgang stellen.“ Am Notausgang bedeutete eine Art Nische, neben der eigentlichen Bestuhlung. Leck mich am Arsch! Da ist er wieder, der Notausgang! Damit ich nicht abseits irgendwo am Rand stehen muss, habe ich mich auf einen Studiostuhl umgesetzt. Aber bitte am Notausgang ganz rechts. Und ich Vollidiot hatte ernsthaft geglaubt, ich käme ins Fernsehen.

Notausgang. Wer glaubt denn ernsthaft, ein Rollstuhlfahrer komme im Notfall schlechter aus einem ebenerdigen Studio mit riesigen Zugängen als ein Fußgänger. Zumal Fußgänger erstmal über Treppen von der Tribüne herunter müssen? Also, in einer solchen Umgebung stehen Menschen mit Handicap einer raschen Evakuierung bestimmt nicht im Wege. In den meisten Theatersälen habe ich als Rollstuhlfahrer bisher mittendrin gesässen. Nicht abseits am Notausgang.

Ich unterstelle weder RTL, noch dem ZDF, noch irgendeiner Produktions- oder Ticketingfirma eine verabscheuungswürdige Diskrimierung von Menschen mit Behinderung. Genauso wenig denke ich, dass die Betroffenen der RTL Aufzeichnung DANCE DANCE DANCE einfach nur gute Mine zum bösen Spiel machten. Ich finde es großartig, dass die Augenzeugin IHREN Eindruck der Situation bei Facebook gepostet hat.

OK, es ist müßig, die Notausgang-Nummer zu hinterfragen. Da kommt man ohne investigativer Recherche zu keinem Ergebnis. Ich tue es trotzdem, weil hier offensichtlich etwas im Argen liegt. Und weil ich möchte, dass Menschen mit Behinderung sichtbar werden in unserer Gesellschaft. Es ist so unglaublich wichtig, dass funktionierende Inklusion, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung, gezeigt und wahrgenommen wird. Massenmedien sollten das als Auftrag verstehen. Scheiß drauf, ob vielleicht irgendein verkniffener Zuschauer irgendwas mal nicht sehen möchte.

TV-Sender verweisen oft auf ihr Engagement für Menschen mit Behinderung, auf Beiträge in denen Behinderungen thematisiert werden. Richtig und wichtig. Trotzdem, Menschen mit Handicap werden in der Öffentlichkeit sichtbarer, präsenter. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben hat also in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Moderne Kommunikations- und Rehatechnik sowie nicht zuletzt ein offeneres Verständnis ermöglichen das. Höchste Zeit also, dass die Botschaft bei den Zuständigen vom Fernsehen ankommt.

Guten Morgen Bad Sooden-Allendorf!

Guten Morgen Bad Sooden-Allendorf!

Ich war zur Kur – nee, Reha heißt das ja jetzt. Kur klingt immer so nach Fango und Tango. Will nicht, dass da ein falscher Eindruck entsteht, ist schließlich harte Arbeit. Morgens früh raus, Termine und Anwendungen. Mich hat es wieder in das reizvolle Werratal gezogen, das verträumte Bad Sooden-Allendorf. Mittlerweile komme ich seit 10 Jahren immer wieder dorthin. Und es ist so herrlich, wenn immer alles so bleibt wie es ist. Schmuckes Fachwerk (meistens), gepflegter Park und aufdringliche, verfressene Enten. Sonntags Tanztee im Kurhotel, bei warmen Wetter mit geöffneten Fenstern. Mumienschieben nennt das die Jugend.

Mir ist tatsächlich nie eine Stadt begegnet, die so sehr von Rollatoren, Rollstühlen und beschwerlich gehenden Menschen in Schwung gehalten wird. Da könnte sich die Verwaltung einen Rollator ins Stadtwappen dengeln lassen. Das wäre cleveres Tourismus-Marketing: Kommt nach Bad Sooden-Allendorf. Wir sind noch nicht ganz tot!

Tatsächlich scheint die Zeit in den 1960er-Jahren stehen geblieben zu sein. So nostalgisch das für manchen Zeitgenossen sein mag, so bitter ist es für die Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind. Rollstuhlfahrer sind vom reichhaltigen gastronomischen Angebot weitestgehend ausgeschlossen. Kneipen, Bistros, Restaurants, Eisdielen – überall 1-2 Stufen. Rollstuhlfahrer müssen draußen bleiben! Kennt man ja, die „Draußen-nur-Kännchen-Plätze“, die bereits bei trübem Wetter ab 10° C genutzt werden.  So geht gelebte Behinderung. Dabei wäre es so einfach: Pflaster anheben, Rampe anlegen, Zugang schaffen.

Im letzten Jahr schon staunte ich nicht schlecht, als mir der Flyer „Barrierefrei Bad Sooden-Allendorf“ in die Hände fiel.
http://www.bad-sooden-allendorf.de/fileadmin/user_upload/downloads/bsa_barrierefrei_flyer.pdf
Der Barrierefrei-Stadtplan ist eine Dokumentation dessen, was nicht möglich ist. Hier werden die Supermärkte großer Discounter-Ketten als barrierefreie Gebäude aufgeführt. Leider sind es fast die einzigen überhaupt! Die Verantwortlichen sollten sich ihren Flyer als To-Do-Liste auf den Schreibtisch legen.

Zwei erwähnenswerte positive Ausnahmen gibt es: Vor dem Café Deichmann wurde das Pflaster angehoben und eine Rollstuhl-Toilette installiert. Diese Toilette wird stark frequentiert, weil die öffentlichen Rollstuhl-Toiletten meistens nicht zugänglich sind. Café Deichmann ist ein Betrieb, von dem die gesamte Stadt profitiert. Das kann man nicht deutlich genug machen.

Im Bahnhof wurde vor ein paar Wochen die neue Zweistein-Bar eröffnet. Ebenerdig zugänglich über den Bahnsteig und auch mit Rollstuhltoilette. Rollifahrer, denen das Gradierwerk irgendwann langweilig wird, finden hier eine tolle Umgebung. Ich bin mir sehr sicher, dass die Bar mit diesem Konzept ein Erfolg wird.

Natürlich hätte ich Bad Sooden-Allendorf längst den Rücken gekehrt, hätte einen fetten Haken unter eine bis zur Halskrause verschuldete Stadt in einer strukturschwachen Region gemacht. Einer Stadt, die behinderte Menschen ausgrenzt und sich so mit einer hässlichen Fratze präsentiert. Nun sind mir in einer Kur … äh … Reha … geeignete Therapien, engagierte Therapeuten und Ärzte mehr wert als Cafè Latte, Currywurst Pommes oder ein Cocktail. Aber machen wir uns nichts vor, das Gesamtpaket muss stimmen. Selbst kleine Veränderungen in der Kliniklandschaft (bessere Angebote anderswo) könnten dazu führen, dass Patienten abwandern, Geschäfte schließen. Vielleicht sind Menschen mit Behinderung auch nicht mehr bereit, hinzunehmen dass sie ausgeschlossen werden. Nicht in einer Kurstadt, die genau von diesen Menschen am Leben erhalten wird. Guten Morgen Bad Sooden-Allendorf. Und lass dir einen Rollator ins Wappen dengeln!

Bad Sooden-Allendorf-Allendorf

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Bad Sooden-Allendorf

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Du bist AKTIVIST!

Du bist AKTIVIST!

AKTIVIST

Neulich blieb meine Aufmerksamkeit an einem Gedankenfetzen hängen. Ein Schnipsel wie das abgerissene Stück eines Plakats das zu lange im Regen hing und sowieso von niemanden mehr beachtet wurde. Kennt man ja von früher, diese einsamen Plakatwände. Nun ja, auf dem Schnipsel stand AKTIVIST. Was für ein Powerwort. AKTIVIST!

Lass uns mal auf die Gesellschaft gucken, Society watching von weit oben. Wir klettern in einen Helikopter und steigen auf bis alles glasklar vor uns liegt. Keine Statistik, keine Schminke sondern das wahre Leben, verschissen klar. Und dann hätte ich eine Frage an dich. Eine Frage nur: Wo bist du?

Menschen mit einer Behinderung gehören zu einer 10-Millionen-Minderheit. Irre oder? Handicaps, unterschiedlich schwer, unterschiedlich sichtbar. Und wenn du mit deinem Rollstuhl, deinem Rollator oder deinem Blindenstock irgendwo auftauchst, bist du AKTIVIST. Du selbst stehst für etwas extrem Wichtiges und bist selbst ein so unglaublich wertvolles Statement. Du trittst für die Belange behinderter Menschen ein, weil du dir Stellenwert und Bedeutung gibst und da bist. Präsent und ganz du. Du bist AKTIVIST.

Du sagst, was dir wichtig ist, was du brauchst, wie du es gerne hättest. In der Gesellschaft, in deinem Leben, du mit deiner Behinderung. Und auch, wenn du andere damit nervst oder überforderst, raus damit! Wie oft bist DU genervt, überfordert? Schau dich mal um in deiner Familie, in deinem Freundeskreis, an deinem Arbeitsplatz, in deiner Nachbarschaft. Wie viele Menschen ohne Behinderung haben schon so fantastisch viel von dir gelernt? Sind geradezu selbst zu AKTIVISTEN geworden. Ist es nicht richtig cool, bisweilen rührend, dass plötzlich Menschen in deinem Umfeld auf Barrierefreiheit achten und diese wehement einfordern? Macht es dich nicht auch stolz, wenn deine Freunde wissen, was Inklusion bedeutet und sich dafür stark machen? Du bist AKTIVIST. Gut so! ✊?

Barrierewas?

Barrierewas?

Barrierefreies Bad

Schwäbische Provinz, 20 Uhr. Nach dreistündiger Anreise stehe ich mit einer Reservierungsbestätigung für ein barrierefreies Zimmer an der Hotel-Rezi, als mir die verwunderte, peinlich berührte Spätschicht erklärt, das Haus verfüge über keines solcher Zimmer. Uff!! Wie sagt man immer so schön: Das hatte ich auch noch nicht!

Was  war passiert? Vermutlich hatte mir eine sehr freundliche aber ahnungslose Aushilfe ein Zimmer bestätigt, das es gar nicht gibt. Und weil Behinderung nicht gleich Behinderung ist, hat das in der Vergangenheit wahrscheinlich auch mal funktioniert. Muss ja nicht gleich ein Rollstuhlfahrer kommen, der wirklich behindert ist.

Wer hier und da mit Hotels zu tun hat, weiß wie es um die Barrierefreiheit 2017 in Deutschland bestellt ist: sehr arm!
(Besagtes Hotel verfügt übrigens über 163 (!) Zimmer – keines davon barrierefrei.)

Zuhause ist natürlich auch nicht immer alles barrierefrei aber man kennt sich aus und kann sich arrangieren. Das Programmkino legt eine Rampe über sie beiden Stufen am Eingang oder beim Italiener kannst du über die Terrasse rein. So ist vieles machbar.

Hotelbetriebe könnten mit gutem Beispiel vorangehen. Lösungen anbieten statt immer nur auf Probleme zu verweisen: Altbau, zu teuer, kein Bedarf … Das Argument kein Bedarf ist an Hohn kaum zu überbieten.

Vor allem sollten sich Hoteliers endlich ernsthaft mit der Thematik Barrierefreiheit auseinander setzen und ihre Angestellten anständig briefen. Als Hotelgast mit Behinderung treffe ich flächendeckend auf eine fundierte Ahnungslosigkeit. Was habe ich nicht schon alles von der beherbergenden Zunft gehört? Hier die Top 5 der ahnungslosesten Antworten:

5 – Unser Haus ist nicht so richtig behindertengerecht aber andere Rollofahrer (Rollo!) haben sich bei uns schon sehr wohl gefühlt.

4 Das Zimmer ist sehr wohl behindertengerecht – nur nicht für Rollstuhlfahrer.

3 – Ach, Sie benötigen einen Aufzug? Wir haben zwar einen Lift, der ist aber meistens defekt. Könnten Sie im Notfall auch die Treppe benutzen?

2 Bei uns ist alles barrierefrei. Am Eingang ist eine 15 cm hohe Stufe, wenn Sie Probleme haben helfen wir gerne, es kommt dann jemand raus.

1Äh … barrierewas?

Ok, es gibt auch wirklich richtig gute barrierefreie Hotels. Häuser, in denen du dich einfach wohl fühlst. So, wie es für alle Gäste ohne Behinderung grundsätzlich üblich ist. Aber machen wir uns nichts vor, das sind immer noch Ausnahmen. Viele Gaststätten- und Hotels ignorieren die Belange behinderter Gäste weitgehend.

Können wir etwas tun? Jaaa! Unbequem sein, nachfragen und Menschen sensibilisieren. Starte in einem nicht barrierefreien Hotel/Restaurant eine Terminanfrage: Samstag im Mai, Familienfeier ca. 80 Personen, Abendessen, ca. 8-10 Übernachtungen. Frage ob ein Rollstuhlfahrer zurecht kommen würde: Ebenerdiger Eingang, Rollstuhl-Toilette, barrierefreies Zimmer…
Oh, nicht ganz barrierefrei? Das ist aber schade. Hm, dann muss ich mich leider anderweitig umsehen. So Schade …

Barrierefreiheit 2017 in Deutschland. Das unsägliche Bundesteilhabegesetz (und die teilweise absurde Debatte darum) hat verdeutlicht, wie weit politische Entscheidungsträger von der Lebenswirklichkeit der Betroffenen entfernt sind. Wer ernsthaft glaubt, diese soziale Bankrotterklärung sei die Umsetzung der (sechs Jahre alten) UN-Behindertenrechtskonvention in nationales Recht, macht sich lächerlich. Zum Kotzen lächerlich!

Der Dämon ist mein bester Kumpel

Der Dämon ist mein bester Kumpel

Nach sieben Jahren bekomme ich einen neuen Rolli. Als ich mir neulich meinen in die Jahre gekommenen Kumpel nochmal so ansah, kam mir das in den Sinn.

Neulich erzählte mir jemand, er sei bei einem Unfall haarscharf am Rollstuhl vorbeigekommen. Joh, da saß ich so vor ihm und es entlockte mir ein ernst gemeintes „zum Glück“.

Rollstuhl fahren ist gegenüber Laufen (ohne Handicap) irgendwie scheiße. Aber machbar … gut machbar.

Machen wir uns nichts vor, der Rollstuhl ist das Symbol für Behinderung und wahrscheinlich schaudert es vielen Menschen, wenn Sie an einen Rollstuhl denken. In meiner Kindheit habe ich Erwachsene sagen hören: Ich würde mich erschießen, wenn ich in den Rollstuhl müsste. Stammtischgeschwafel!

Ok, heute würde man nicht mehr unbedingt sofort zur Waffe greifen. Die Gesellschaft hat mittlerweile mehr Menschen mit Behinderung – und hier besonders gut sichtbar, Rollstuhlfahrer – aufgenommen und (Wunder!!) verkraftet. Menschen mit einer Behinderung gehören in die Gesellschaft – nicht an den Rand, sondern mitten rein. Diese aktive, sichtbare Teilhabe ist die Grundlage für ein offenes, inklusives Mindsetting.

Rollstuhlfahrer sind vielen Menschen dennoch fremd. Nicht selten ist der  Rollstuhl für Menschen, die ihn nicht brauchen, etwas fürchterliches, ein Dämon. Leck mich am Arsch, was nervt mich das! Es ist erstaunlich, wie viele beschränkte Kleingeister es gibt, die es nicht auf die Kette bekommen, offen zu denken. Sich mit neuen Themen auseinandersetzen, das ist clever! Neue Sichtweisen, Perspektiven kennenlernen, erleben, erfahren.

Der Rollstuhl lässt mich Dinge tun, die ich ohne ihn nie könnte. Er ermöglicht mir die Teilhabe an Gesellschaft und Beruf. Klingt abgedroschen? Mag sein, ist aber ohne Wenn und Aber existentiell. Der Rolli ist dabei mein bester Kumpel und treuester Begleiter, lässt mich an Seminaren teilnehmen, Vorträge halten, fotografieren, um die Welt reisen und mich mit Freunden treffen. Und auch wenn es sich bescheuert anhört, manchmal bin ich einfach froh einen bequemen Sitzplatz zu haben.

Nun trenne ich mich von meinem Kumpel

Nein, ich war nicht zur Wunderheilung in Lourdes. Ein neuer Rolli ist fällig, nach sieben Jahren ist meiner einfach verschlissen und passt nicht mehr so, wie er sollte. Ich freue mich natürlich auf den neuen Rolli, den alten mustere ich jedoch tatsächlich mit einer Träne im Knopfloch aus.

Ja, es wird so langsam Zeit, mich von einem treuen Weggefährten zu trennen. Sieben Jahre lang hat er mich  (Achtung Wortspiel) auf Schritt und Tritt begleitet. So bereisten wir die Welt von St. Petersburg über Stockholm und Helsinki bis Miami und mehrfach New York. Wir ließen uns die Gischt am Strand der Bermudas um die Nase hauen, holperten über das mittelalterliche Kopfsteinpflaster in Rom oder flanierten über die sagenhaft schöne aber tief traurige Strandpromenade von Nizza.

Der Rolli ist also kein Übel sondern etwas ganz und gar Wertvolles! Ich freue mich, das ich ihn habe und er mir zu Diensten ist. Über die Frage, ob es nicht besser sei, gar keinen Rollstuhl gebrauchen zu müssen, denke ich nicht nach. Warum auch?