Seite wählen
Grand Tour of the Orient (2): Bahrain

Grand Tour of the Orient (2): Bahrain

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“Beitrag anhören“] Wer maritimes Flair erleben möchte, sollte seiner muckeligen, sanft hin und her wiegenden Koje bereits am frühen Morgen Lebewohl sagen und sich auf Deck einfinden. Spätestens vor der Einfahrt in den nächsten Hafen ist der ambitionierte Captain auf seinem Posten. Nun, nach dem gestrigen White Wine im Restaurant und einigen Aperol Spitzern an der Ocean-Bar fühlt sich die noch einigermaßen frische Brise um die Nase gar nicht verkehrt an.

Einfahrt in den Hafen Khalifa Bin Salman, Manama

Für maritime Lerchen gibt es Kaffee und Croissants schon ab 6 Uhr. Da könnte man sich glatt noch mal hinlegen nachdem die besten Fotos gemacht sind. Doch auch heute wartet wieder ein abwechslungsreicher  Tag auf seinen Start und Bahrain auf seine Entdeckung.

Kaffee und Frühstückssnacks gibt es ab 6 Uhr.

Im Khalifa-Bin-Salman-Hafengelände verkehren Shuttle-Busse, die die Kreuzfahrer in einer 45-minütigen Fahrt meist zur Bahrain City Centre Mall bringen. Taxis dürfen das Hafengelände nicht befahren, Fußgängern ist es untersagt sich dort zu bewegen. Schön blöd, wenn du in keinen Bus kommst.

Gestern schon hatte mit uns noch ein anderes Rollstuhl-Pärchen rebelliert, als uns AIDA erklärte, dass man da wohl nichts machen könne. Es ist mir ein Rätsel, warum es hier scheinbar keine Lösung gibt, obwohl AIDA-Schiffe Manama seit Jahren anfahren.

Heute morgen stehen wir mit Bettina und Norbert, zwei patenten rheinischen Frohnaturen demonstrativ vor dem Schiff und pochen darauf, zu einem Taxi außerhalb des Hafengeländes gebracht zu werden. Ohne viel Gewese erklärt sich schließlich der freundliche Shuttle-Bus-Unternehmer selbst dazu bereit und bringt uns mit seiner luxuriösen S-Klasse zu einem wartenden Taxi vor dem Hafen. Nicht nur das. Er erklärt uns, alle Kosten für unseren Ausflug seien beglichen und wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt. Als wir uns freudig überrascht bedanken, neigt er sein Haupt würdevoll und entgegnet lächelnd „Welcome to Bahrain“.

Unser Chauffeur zeigt uns stolz sein Bahrain.

Mit Mohammed erwischen wir einen Fahrer, in dessen Nähe wir uns wohlfühlen. Oft lächelt er gelassen in sich hinein und steuert den Wagen so sanft als beförderte er den Sultan persönlich. Nach der kleinen Aufregung am Schiff nehmen wir seine Gelassenheit gerne in uns auf und lauschen den fundierten Ausführungen.

Al Fatih Moschee

Als erstes steuern wir die Al Fatih Moschee im Norden Bahrains an. Die sunnitische Moschee ist die größte des Landes und bietet 7.000 Gläubigen Platz. Wir belassen es bei einem Foto-Stopp und sind froh, den klimatisierten Wagen nicht länger als unbedingt nötig verlassen zu müssen. Meine fälschliche Annahme, die Hitze im Orient sei wohltuend trocken, wird mir heute mit der vollen Wucht triefender Waschlappen um die Ohren gehauen.

Die Al Fatih Moschee

Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten Bahrains liegen recht weit auseinander und sind nur mit einem Taxi erreichbar. Glücklich darüber, den Tag nicht in einer für die Region so typischen Mall oder gar an Bord verbringen zu müssen, schmiegen wir uns ins beigefarbene Toyota-Velours das uns auf so angenehme Weise Bahrain erkunden lässt.

World trade Center Bahrain mit Moda Mall

Vorbei am World Trade Center geht es zum Qalʿat al-Bahrain. Die historische Stätte ist ein ca. 300 x 600 Meter langer Ruinenhügel, der wohl lange der Hauptort der Insel war. Mittlerweile gehört Qalʿat al-Bahrain zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Qalʿat al-Bahrain

Bahrain ist eine Insel, die ihrerseits aus 33 Inseln besteht. Der King Fahd Causeway verbindet als 25 Km lange Brücke Bahrain mit Saudi Arabien. In der Mitte befindet sich das Middle Island mit Moschee, der King-Fahd-Causeway-Verwaltung, einem Mc Donalds Restaurant und dem Gemischtwarenladen Nakheel Market. In diesen entschwindet Mohammed mit einem kurzen „One Moment please.“, um uns kurz darauf mit leckeren Getränken zu versorgen. Ich probiere einen kühlen, mir völlig fremden jedoch unverschämt leckeren Lemon-Mind-Saft. Herrlich! Welcome to Bahrain.

Wir schweben über den King Fahd Causeway Richtung Saudi Arabien.

Mit Bahrain verbinden nicht nur Formel 1 Fans die Rennstrecke, den International Circuit. Der Parcours wurde eigens für den 2004 erstmals in Bahrain ausgetragenen Grand Prix gebaut und befindet sich ca. 27 km süd-westlich vom Zentrum Manamas entfernt.

Bahrain International Circuit

Auf der Rückfahrt zum Schiff, unweit der Ortschaft A’Aali, macht uns Mohammed auf seltsame Sandhügel aufmerksam. Diese scheinbar zufälligen Anhäufungen befinden sich direkt neben normaler Wohnbebauung und sind (festhalten!)  mehr als 170.000 Gräber der größten und ältesten Grabeskirche Bahrains. Bestimmte Grabstätten stammen aus der Zeit der altertümlichen Dilmun-Zivilisation (3. Jahrtausend vor Christus).

Gräber der Dilmun-Zivilisation.

Zurück am Port Khalifa Bin Salman. Genauer gesagt vor dem Port Khalifa Bin Salman. Mit laufendem Motor parkend, lernen wir, dass persische fünf Minuten durchaus eine geschlagene Stunde dauern können. Wir warten auf jemanden, der unserem Taxi eine Genehmigung für die Strecke zum Schiff ausstellt. Seelenruhig telefoniert Mohammed immer wieder mal mit irgendwem, sagt mehrfach Wheelchair und wird vertröstest.

Nach einer Stunde stellt sich heraus, dass der für Genehmigungen  zuständige Hafenkollege wohl schon im Feierabend ist und wir dürfen in langsamer Fahrt einem klapprigen Pritschen-LKW folgen, der uns zum Schiff geleitet.

Mit einem großzügigen Trinkgeld bedanken wir uns bei Mohammed insbesondere dafür, dass er so lange mit uns gewartet hat. Da hätte er mit seiner Zeit sicher etwas besseres anfangen können. Welcome to Bahrain!

Ausblick

Wir legen ab uns es geht Richtung Osten in das Sultanat Oman. Die Stadt Maskat wird mich in einer Weise überraschen, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.

Grand Tour of the Orient (1): Abu Dhabi

Grand Tour of the Orient (1): Abu Dhabi

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“Beitrag anhören“]Wieder Schiff, wieder AIDA, diesmal Orient. Zunächst per Nachtflug mit Etihad entspannt von Frankfurt nach Abu Dhabi. Bordrollstuhl, freundliche Flugbegleitung. Essen komisch aber lecker. Im Flugzeug schmeckt ja alles irgendwie, sogar Tomatensaft. → Flugreisen mit Rollstuhl

Das kuschelige Etihad-Kopfkissen, die Wolldecke und nicht zuletzt das eintönige Brummen der Rolls-Royce-Triebwerke des Airbus A333 hatten mich in eine tiefe Trance versetzt. Jetzt werde ich kurz vor einem sagenhaften Sonnenaufgang über der Wüste wach. Der Himmel im tiefsten Schwarzbau, die Erde zunächst dunkelrot, später organge. So also sieht der Orient aus, wenn er sich den Schlaf aus den Augen reibt.

Landung um 6:20 Uhr bei 24 °C. Jacke und Pulli sind im Rucksack verstaut. Mit dem Taxi geht es zum Port Zayed, dem Hafen der nach Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan (Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate von 1971-2004) benannt ist.

9:15 Uhr ausgiebiges Frühstück auf der AIDAstella, danach Koffer auspacken und alle Viere von sich strecken. Die Rollstuhlkabine ist geräumig und ich komme bestens darin klar. Die Türen sind breiter und das Bad befahrbar. Leider verfügen nur die neuen Schiffe (AIDAprima, AIDAperla, AIDAnova) über barrierefreie Balkonkabinen.

Früh morgens im Port Zayed

An Bord der AIDAstella im Hafen von Abu Dhabi

Wo immer es geht, mache ich Ausflüge auf eigene Faust. Mir ist es unangenehm mit einer riesigen Gruppe unterwegs zu sein und von einem übermotivierten Reiseleiter dauerbeschallt zu werden, deutschsprachig versteht sich. Da lobe ich mir einen informativen schweigsamen Buch-Reiseführer und ein geräumiges Taxi. Einen Bus kann ich ohnehin nicht besteigen. Bisher habe ich nur richtig positive Erfahrungen mit individuellen Taxi-Touren gemacht und aus erster Hand jede Menge über Land und Leute gelernt. Findet sich der ein oder andere Mitfahrer, wird jede Tour zum Schnäppchen.

Der Taxifahrer bringt dich zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Steigst du aus, begleitet er dich oder wartet geduldig. Kosten ca. 30-40 Euro pro Stunde.

Zu viert machen wir es uns in Abdallahs großen Van bequem und brechen zu einer Tour durch das nächtliche Abu Dhabi auf. Den Preis verhandeln wir vor Fahrtantritt in Euro und es zeigt sich, dass sich Handeln grundsätzlich immer lohnt. Schnell sind mal 20 Euro gespart. Das nächtliche Abu Dhabi ist bunt illuminiert und wechselt alle paar Sekunden die Farbe. Überall changiert gerade irgendwas von blau nach grün oder rot. Wie kamen wir in Europa nur auf die langweilige Idee unsere Wahrzeichen weiß-gelb anzustrahlen?

Das nächtliche Abu Dhabi ist blau, grün und rot – in dieser Reihenfolge.

Emirates Palace Gate – Das Tor zum Palast

Wir befahren die großzügige Anlage des Hotels Emirate Palace und als Abdallah den Wagen schließlich vor dem gewaltigen Portal hält, werden uns die Türen geöffnet. Gerade so, als seien wir erwartet worden. Leck mich am Arsch, ich bin beeindruckt. Das erste Mal überhaupt befinde ich mich in einem Palast, der sich seine Bezeichnung verdient hat und erlebe einen dieser Kneif-mich-Momente für die ich das Reisen so sehr liebe.

Das staatliche Emirates Palace Hotel gilt als eines der eines der luxuriösesten Hotels der Welt und wird von der Hotelkette Kempinski geführt.

Der Emirates Palace

5-Sterne Luxus – Hotel Kempinski Emirates Palace

Gemälde von Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan und Sheikh Khalifa bin Zayed Al Nahyan, dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate.

Abdallah hatte in seinem Taxi etwas Abseits geduldig gewartet bis alles bestaunt, bewundert und fotografiert war. Nun sind wir auf dem Weg zur Scheich-Zayid-Moschee. Es geht auf der vielspurigen, kilometerlangen Al-Khaleej-Al-Arab-Straße Richtung Süd-Ost. Die Moschee hat 82 Kuppeln und die gesamte Anlage ist von einer unglaublichen Schönheit. Besonders jetzt, wo alles so prächtig erstrahlt. Kneif mich mal.

Die Scheich-Zayid-Moschee – kneif mich mal.

Abdallah parkt seinen Van etwas umständlich auf dem riesigen Parkplatz direkt hinter der Landebahn 31 des Flugplatzes Al Bateen und schickt uns zum Eingang. Ein freundlicher Herr im Kaftan öffnet mir ein kleines gusseisernes Tor und zeigt mir einen stufenlosen Weg zur Moschee. Die Frauen bekommen zum Besuch der Moschee ausgeblichene braune Gewänder ausgehändigt. Umberto Ecos „Der Name der Rose“ kommt mir in den Sinn.  Komisch, aber die Kapuzen-Gewänder macht unseren besuch irgendwie würdevoller.

Die Scheich-Zayid-Moschee verfügt über 82 Kuppeln.

Zweck der Kreuzfahrerei ist es ja möglichst viele Destinationen in kurzer Zeit zu erreichen. Wobei natürlich immer auch der Weg das Ziel ist. So habe ich mir ein schönes Plätzchen an der Reling gesucht und lasse mir bei der Ausfahrt aus dem Port Zayed einen fruchtigen Cocktail schmecken. Vorbei am gerade eröffneten Louvre Abu Dhabi. Auf nach Bahrain!

Louvre Abi Dhabi – Ein Museum der Superlative

Sonnenuntergänge auf See haben etwas Spektakuläres und verbreiten gleichsam eine andächtige Stille. Der ins Meer eintauchende glutrote Ball, befriedigt mich eigentümlich und weckt doch Sehnsüchte. Hach, nun bin ich wieder infiziert vom Kreuzfahrtvirus. Schlimm sowas!

Sonnenuntergang im Persischen Golf

Ausblick

Es geht nach Bahrain, dem Königreich aus 33 Inseln in einer Bucht in Persischen Golf zwischen Saudi Arabien im Westen und Katar im Osten.

Das ist mir wichtig

Als Mensch mit Handicap bist du möglicherweise auf der Suche nach relevanten Informationen, die dir bei der Einschätzung helfen, ob eine Kreuzfahrt für dich empfehlenswert oder machbar ist. In meinen Reiseberichten liest sich vieles sehr schön und unkompliziert. Und ja, es gibt im Internet viele enthusiastische Schilderungen von Rollstuhlfahrern auf See. Nun ist Mensch nicht gleich Mensch und Rollstuhl nicht gleich Rollstuhl. Kurz vor Weihnachten publiziere ich ein Kreuzfahrt-Rollstuhl-Spezial, das viele Fragen beantwortet. So bekommst du eine recht genaue Vorstellung von dem, was dich an Bord erwartet.

Auf nach Konstanz!

Auf nach Konstanz!

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“Beitrag anhören“] Neulich erzählte mir ein lieber Kollege, er wolle zur Sommerfrische an den Bodensee reisen. Dabei fiel mir auf, das ich selbst bisher noch nie dort war. Das, was ich bisher gesehen hatte vom Bodensee, beschränkte sich auf diese komischen Autoaufkleber, von denen ich Jahrzehnte lang glaubte, es sei ein Taucher. Oder mal einen mittelprächtigen Tatort, wo die Schauspieler merkwürdig gequält sprachen.

Also packten wir unsere Sachen und verbrachten ein paar Tage in Konstanz. Um es gleich vorweg zu nehmen: nachahmenswert! Wir quartierten uns im ibis-Hotel am Benediktinerplatz 9 ein. Das Hotel ist recht modern und verfügt über vier rollstuhlgerechte Zimmer. Nicht irgendwie pseudo-barrierefrei sondern so, wie es sein soll. Ich weiß, wovon ich rede.
Das Hotel liegt zentral. Zur Altstadt geht es nur ein Stück die Spanierstraße entlang und dann rechts über die Konzilstraße (Brücke). Zur Seestraße, einer herrlichen Promenade, geht es einfach geradeaus durch eine Unterführung.

Wem Abends der Magen knurrt, ist im Constanzer Wirtshaus bestens aufgehoben. Das Restaurant mit sagenhaftem Biergarten ist nur ein Steinwurf vom ibis entfernt und serviert (neben anderen Köstlichkeiten) typische Wirtshaus-Gerichte. Ich selbst hatte das Vergnügen mit einer Schweinshaxe und einem Schwäbischen Zwiebelrostbraten.
Apropos Köstlichkeiten: Feinschmeckern mit süßem Gaumen, lege ich die Filiale des Chocolatier Läderach am Obermarkt 4 ans Herz. Schweizer Schokolade, herrlich anzusehen und noch herrlicher zu probieren. Suchtfaktor 10!

Für Bodensee-Reisende gehört die Insel Mainau zum Pflichtprogramm. Mit Schiffen der BSB (Bodensee Schiffsbetriebe) geht es praktisch ohne Wellengang zur Insel. Sämtliche Schiffe sind barrierefrei und man gelangt mit dem Rolli ganz gut an und von Bord. Schiffspassage und Eintritt für die Mainau sind für die Begleitperson frei.
Die Mainau ist durchaus sehenswert, Augenschmeicheleien bieten sich an jeder Ecke. Auch Nicht-Botaniker wie ich kommen durchaus auf ihre Kosten.
Ausgewiesene Wege sind barrierefrei und mit dem Rolli gut machbar. Hier und da sind Wege mit feinkörnigem Schotter belegt aber dennoch gut befahrbar.
Von der Mainau hatte ich zwar schon mal ein paar Bilder im TV gesehen, mir aber weiter nichts vorgestellt. Außer, dass alles wunderschön ist.
Überrascht war ich jedoch von den vielen Besuchern, die massenweise über die Insel pilgern. Da bietet die Mainau so viele tolle Plätzchen und nie bist du für dich um die Umgebung so richtig genießen zu können.

Alles in Allem: Konstanz ist eine sehenswerte Stadt mit tollem Flair und beim Anblick des Bodensees bekommst du wunderbare Urlaubsgefühle. Versprochen.

#Wheelchairtravel ❤️ New York City

#Wheelchairtravel ❤️ New York City

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“anhören“]New York City. Ich habe bisher nichts vergleichbares gesehen, gespürt, erlebt. Eine Stadt mit der Dynamik eines Ameisenhaufens jedoch weit entfernt von Gleichheit, Tristesse oder Routine. Sirenen von Polizei oder Feuerwehr machen eine Kirmes, die du sonst  nur aus Kinofilmen kennst.

Mit dem Rollstuhl stehst du nicht irgendwie abseits, sondern bist Teil des Ganzen. Wenn du wissen willst, wie sich Barrierefreiheit anfühlt, mach dich auf und bereise die USA. Hier ist der beknackte Praktika-Slogan „Geht nicht, gib’s nicht!“ keine Floskel. Rollst du auf eine verschlossene Tür zu, wird sie dir von wildfremden Menschen geöffnet. Du findest Rampen und Lifte an Stellen, wo du sie niemals vermutet hättest und ständig hörst du „sorry“, weil jemand glaubt, er versperre dir den Weg. Mein Gott, was für ein geiles Mindset!

Vor ein paar Jahren habe ich mich Hals über Kopf in diesen schreienden Moloch verliebt. Menschen aus allen Herren Ländern, die ihren Träumen und Visionen nachrennen, ihre Geschichte hinter sich lassen und neu beginnen. Auch wenn du nicht auf der Suche nach Input bist, diese Stadt inspiriert dich, macht was mit dir. Ob du willst oder nicht, weiß nicht warum. Es gibt so irre viel zu entdecken und immer freut sich jemand, dass gerade du in diesem Moment da bist. Du mit deinem Rollstuhl, dem jetzt der beste Service zuteil wird.

Ich mag es, mich durch die Straßen dieser Kirmes treiben zu lassen. Durch die eigentümliche Thermik der Häuserschluchten, durch den Qualm angebrannter Hot-Dogs und durch Schwaden aufgeschnappter Wortfetzen, die fremden Smartphones gelten.

New York City mit RollstuhlNew York City mit RollstuhlNew York City mit Rollstuhl

Barrierefrei? Rom im Rollstuhl

Barrierefrei? Rom im Rollstuhl

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

San Pietro – Der Petersdom

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“Blogpost anhören“]Als Rom erbaut wurde, hatten Rollstühle noch viereckige Räder … Im Ernst, wer sich mit Rom beschäftigt, gelangt ganz schnell an die Frage, wie barrierefrei Rom ist und ob die Städtetour ein Abenteuerurlaub der besonderen Art werden könnte. Dieser Blogpost ist also interessant für alle, die sich demnächst mit dem Rollstuhl in Rom bewegen möchten oder – ausdrücklich empfohlen – wer diese tolle Stadt schon mal bereist hat, in netten Erinnerungen schwelgen möchte und einfach ein paar schöne Bilder ansehen möchte ?.

Rom ist eine der beeindruckendsten Städte in der wir je gewesen sind. Und weil es so wahnsinnig viel zu sehen gibt, komplett untauglich für einen Schnelldurchgang. Wir hatten uns für fünf Tage im NH-Hotel eingebucht und von dort aus unsere Unternehmungen gestartet. Das Hotel ist gut und liegt sehr zentral. Es hat  aus meiner Sicht jedoch auch ein paar Schwächen: Frühstücksraum nur eingeschränkt barrierefrei, Bad ansatzweise barrierefrei aber nicht wirklich Rollstuhlgerecht …

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

Das Kolosseum

Mit dem Rollstuhl präsentierte sich Rom in einer Weise, wie ich es nicht vermutet hätte. Viele Sehenswürdigkeiten verfügen über einen Lift und die Menschen vor Ort geleiten dich voller Stolz dorthin:

  • In der Engelsburg gelangt man mit einem Aufzug nach oben und findet dort einen tollen Rundgang, teilweise ähnlich einem Laubengang vor. Dort befindet sich auch ein kleines Restaurant in dem man es sich bei einer tollen Aussicht gut gehen lassen kann, äh … sollte!
  • Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II, im Volksmund die Schreibmaschine, hat auf der rechten Gebäudeseite einen Aufzug. Von der tollen Terrasse auf dem Gebäude hat man einen sagenhaften Blick über die Stadt.
  • Das Kolosseum ist das größte antike Amphitheater und verfügt ebenso über einen Lift. Als Rollstuhl-Fahrer kannst du so die eigentümliche Atmosphäre – eine Mischung aus Bedrückung und Spektakel – spürbar erleben.
  • Beindruckende, mit einer Holzvertäfelung ausgestatteten Aufzüge finden sich in den Vatikanischen Museen. Von dort aus gelangt man mit einem Plattform-Treppenlift in die Sixtinische Kapelle.
  • Das Forum Romanum ist das älteste römische Forum und war Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Es führt ein recht steiler Weg dort hinunter (und wieder hoch!) und ist im Rollstuhl mit Hilfe ganz gut machbar. Bei E-Rollis bin ich mir unsicher, da kenne ich mich nicht so gut aus.
  • Der Petersdom und das Pantheon sind stufenlos erreichbar.
  • Die Spanische Treppe könnte einen Treppenlift ganz gut vertragen 🙂

Viele Gassen Roms sind uralt und entsprechend rustikal. Sich hier aktiv mit dem Rollstuhl fortzubewegen ist sportlich. Ich hatte meine eMotion-Räder von Alber mit und kam damit wirklich ganz gut zurecht. Erst am vierten Tag in der Heiligen Stadt entdeckte ich einen weiteren Rollstuhl-Fahrer. Offensichtlich ein Einheimischer mit Kenntnis der örtlichen Straßenbeschaffenheit, sein Rollstuhl war mit Off-Road-Rädern ausgestattet. Bis dahin war mir tatsächlich niemand im Rollstuhl aufgefallen.

Rom im Rollstuhl ist machbar, mit Hilfe sowieso. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen nah zusammen und wenn du dich einmal orientiert hast, findest du Wege, die besonders gut mit dem Rollstuhl zu machen sind. Bis dahin, sagen wir die ersten zwei Tage, können extrem nervend sein. Obwohl wir Großstädte lieben und wir uns immer schnell zurechtfinden, ist der Stadtplan von Rom eine echte Herausforderung. Bordsteine scheinen oft zufällig abgesenkt zu sein und wenn du bei der schellen Straßenüberquerung plötzlich vor einer 20 cm Steinkante stehst und hinter dir die Autos und Motorroller vorbei pesen, schreist du SCHEISSE! Versprochen. Atme flach ein, langsam und anhaltend aus. Halte durch, du wirst belohnt! Spätestens wenn du abends bei bei lauen Temperaturen mit einem Glas Chianti und leckerem Essen am Piazza Navona oder Piazza del Popolo verweilst. Gute Reise!

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

Scalinata di Trinità dei Monti – Die Spanische Treppe

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

Il Vittoriano – Die Schreibmaschine

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

San Pietro – Der Petersdom

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

Castel Sant’Angelo – In der Engelsburg

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

Fontana di Trevi – Am Trevi-Brunnen

Mit Rollstuhl - wie barrierefrei ist Rom?

Roma. Nix wie hin!

Kreuzfahrt mit Rolli

Kreuzfahrt mit Rolli

[responsivevoice_button voice=“Deutsch Female“ buttontext=“>> Blogpost anhören“]

An Bord

Einmalige Sonnenuntergänge an Bord genießen.

Als HandiCaptain fühle ich mich auf See besonders wohl …[Wortspiel]. Im Ernst, mittlerweile habe ich das Schiff für mich entdeckt. Es bringt mich komfortabel an tolle Destinationen und natürlich ist auf einem Kreuzfahrer der Weg auch immer das Ziel. Ok, ich habe es mir nicht leicht gemacht, haderte lange, bin ein maritimer Spätzünder. Seitdem Kreuzfahrten für die Massen einigermaßen erschwinglich sind, hatte ich diese Schiffstouren immer mit Menschenaufläufen verbunden. Beim Einchecken, in Restaurants und Bars, eigentlich überall. Als Rollstuhlfahrer macht mich Gedränge pampig, kann ich nicht gut haben sowas.

Schließlich hat mich ausgerechnet ein Krabbe von der Ostseeküste angesteckt, geradezu infiziert mit dem Kreuzfahrtvirus. Es gibt bestimmt Schlimmeres! Viele positive Berichte im Netz ließen mich meine erste Reise frohgemut angehen. Du kannst es dir denken, zu bereuen habe ich nichts.

Wenn du, ähnlich wie ich vor einigen Jahren, ein paar Infos zu Kreuzfahrten suchst, ist dieser Blogpost für dich gemacht. Viel Spaß und willkommen an Bord. Meine Erfahrungen habe ich bisher ausschließlich auf drei AIDA-Schiffen gemacht aber ich denke, bei Schiffen anderer Gesellschaften ist vieles ähnlich.

New York City

Skyline von New York von Bord der AIDAluna

In diesem Blogpost möchte ich mit einem kleinen FAQ über das Kreuzfahren mit Rolli informieren.

Wie buche ich am besten eine Kreuzfahrt?

Buche früh! Moderne Kreuzfahrtschiffe verfügen über barrierefreie Kabinen, in denen du mit Rolli gut zurecht kommen müsstest. Leider ist die Anzahl dieser Kabinen sehr beschränkt und viele Rollstuhlfahrer haben das Reisen mit dem Schiff für sich entdeckt. Wenn du auf eine Rollstuhlkabine angewiesen bist, kannst du gar nicht früh genug buchen. Leider entgehen dir so besonders günstige Last-Minute-Angebote. Hin und wieder gelangen zwar auch Rolli-Kabinen in den allgemeinen Pool und können bei Rabatt-Aktionen gebucht werden, wenn du aber auf eine solche Kabine angewiesen bist, kannst du dich nicht darauf verlassen.

Welche Kabine ist für mich die richtige?

Es gibt verschiedene Kabinen-Kategorien, zum Beispiel Innenkabine, Meerblick-Kabine (mit Fenster), Balkonkabine, Suite. Die neuen AIDA-Schiffe (AIDAprima & demnächst AIDAperla) verfügen über Rollstuhlkabinen mit Balkon.

Bist du in der Lage, ein paar Schritte zu gehen, kommst du ggf. auch mit einer regulären Kabine zurecht. Hier solltest du folgendes bedenken:

  • Du passt mit deinem Rollstuhl nicht durch die Kabinentür.
    Der Rollstuhl wird also zusammengefaltet auf die Kabine gebracht. Aus Sicherheitsgründen darf der Rollstuhl nicht im Gang stehenbleiben.
  • Das Schiff schaukelt. Meistens geht es zwar recht ruhig zu aber es kann – je nach Wetter – auch wirklich schwanken. (Kabinen in der Schiffsmitte bewegen sich nicht so heftig.)
  • In das Bad (Nasszelle) gelangt man über eine kleine Stufe. Es ist sehr eng und keinesfalls in irgendeiner Weise befahrbar.
  • Stufe über den Fensterrahmen zum Balkon.

Anreise zum Schiff

flughafen_info

Stressfreie Anreise mit dem Flieger

Flugzeug

Bei der Anreise mit dem Flugzeug solltest du bei Reisebuchung angeben, welche Unterstützung du im Flughafen und beim Besteigen des Flugzeugs benötigst (siehe dazu diesen Blogpost).

Der Transfer vom Flughafen zum Schiff findet mit Bussen statt. Ist es dir nicht möglich, den Bus zu nutzen, wird ein Rollstuhl-Taxi gebucht. Gib das am besten direkt bei der Reisebuchung mit an. Bei mir hat das immer problemlos funktioniert.

Wer sich nicht zum Flughafen bringen lassen kann, benötigt einen Stellplatz für sein PKW. Für Rollstuhlfahrer ist das nicht immer ganz einfach, weil ggf. Shuttelbusse zu entfernten aber günstigen Parkplätzen nicht bestiegen werden können. Am Flughafen Stuttgart habe ich sehr gute Erfahrungen mit Parken & Fliegen gemacht. Sie bieten den Service, dass das Auto direkt am Terminal übernommen wird und bei der Ankuft wieder dort bereit steht. Das hat wirklich gut funktioniert.

Auto

Bei Kreuzfahrten ab Kiel, Hamburg oder Warnemünde (Rostock) kann man sehr gut mit dem Auto anreisen. In Warnemünde habe ich den Service von Parken & Meer wirklich genossen. Auch hier wird das Auto direkt am AIDA-Terminal übernommen.

Aufs Schiff drauf und wieder runter

An großen Terminals gibt es oft einen barrierefreien, überdachten Aufgang zum Schiff. Hier kommt man sehr komfortabel an und von Bord. Eine kleine Rampe überbrückt meist das letzte Stückchen zum Schiff.

Stehen unterwegs Landgänge an, bieten sich unterschiedliche Situationen. Je nach Hafen und Wasserhöhe (Tidenhub), wird der Ausgang auf Deck 3 oder Deck 5 eingerichtet. Manchmal gelangt man tatsächlich nur über eine Treppe von Bord. Ich habe es bisher immer erlebt, das die Rollifahrer samt Rolli getragen wurden. Mit dem 4-Mann-4-Ecken-Prinzip klappte das immer sehr gut.

Schwere E-Rollstühle (die es durchaus an Bord gibt) können so nicht gehoben werden. Wenn du für diese Landgänge mit einem manuellen Rolli zurecht kommst, kannst du dir von AIDA einen solchen ausleihen und auch teilnehmen. Ich habe aber auch davon gehört, dass e-Rollis in größeren Häfen über andere Verladerampen von Bord konnten.

In kleineren Häfen, geht das Schiff vor Anker und es wird mit sogenannten Tenderbooten übergesetzt. Auch hier konnte ich bisher immer teilnehmen, weil mich die Helfer von AIDA mit dem Rolli ins Boot getragen haben.

Insgesamt muss (und will) ich AIDA hier ein ganz fettes Lob aussprechen! Der Umgang mit Rollifahrern bei Landgängen ist pragmatisch und unkompliziert. Ich habe nicht einmal an Deck bleiben müssen, immer wurde ich getragen. Ich hoffe, dass AIDA sich das lange so beibehält.

Damit du keine Enttäuschung erlebst, würde ich bei anderen Reiseveranstaltern explizit nachfragen, wie du als Rollstuhlfahrer an Landgängen teilnehmen kannst.

Tenderboot

Liegt das Schiff vor Anker, wird mit Tenderbooten übergesetzt.

Ausflüge & Barrierefrei-Treff

Meistens schon am ersten Tag auf See veranstaltet AIDA einen sog. Barrierefrei-Treff. Dieses Treffen ist für alle Gäste gedacht, die bei Ausflügen oder an Bord irgendwelche Unterstützung brauchen. Hier wird geklärt, welche Ausflüge barrierefrei gestaltet werden können, welche eher nicht.

Die Teilnahme an diesem Treffen war für mich bisher immer ein Gewinn, AIDA versucht vieles zu ermöglichen. Oft finden sich auch Gäste zusammen, die dann einen Ausflug gemeinsam machen. Dann wird es für alle günstiger.

Bei Ausflügen bin ich meistens etwas zurückhaltend, weil ich mir meine Zeit lieber selbst einteile und auf eigene Faust etwas erleben möchte. Außerdem mag ich es nicht so gerne im Gedränge und wenn AIDA Ausflüge macht, kommen locker mal ein paar hundert Menschen zusammen.

Bermuda

Gibbs Hill Lighthouse – am Leuchtturm in Bermuda

Mit dem Rollstuhl an Bord

Vielleicht gibt es immer noch Menschen, die meinen, AIDA-Kreuzfahrten hätten etwas mit Ballermann & Söhne zu tun. Tatsächlich gibt es an Bord für jeden Geschmack etwas und die einzelnen Bereiche sind so voneinander getrennt, dass man sich nicht gegenseitig auf die Nuss geht. Wer dem Teutonengrill-Rummel auf dem Pooldeck entkommen will, findet überall ein ruhiges Plätzchen.

Mit dem Rolli kommst du auf dem Schiff sehr gut zurecht. Es ist alles barrierefrei, es sind genügend Aufzüge vorhanden und in den Buffet-Restaurants ist genügend Platz. Mit dem Teller auf dem Schoß drehte ich manche Runde an den ganzen Leckereien vorbei. Ich erlebte alles sehr entspannt und ohne Stress oder gar Gedränge. Für Rollstuhlfahrer reserviert AIDA ohnehin Plätze bis 30 Minuten nach Restaurantöffnung.

Fazit

Och jo … offen gestanden habe ich schon schlechter Urlaub gemacht. Als Rollstuhlfahrer bist du auf der AIDA gut aufgehoben. Die Crew ist bemüht, dir die Zeit an Bord so angenehm wie möglich zu machen und hat immer ein offenes Ohr. Vieles läuft unkompliziert und schnell. Seereisen sind einfach unglaublich schön und du erlebst richtig tolle Momente, sei es früh morgens bei der Einfahrt in den Hafen, die Gesellschaft netter neuer Bekanntschaften oder wenn du die traumhaften Sonnenuntergänge mit einem Cocktail an Deck genießt. Natürlich kommt es immer auch darauf an, welche Tour du machst aber ich habe selten so viele Kneif-mich-mal-Momente erlebt, wie auf den AIDA-Reisen. Schiff ahoi und gute Reise!

Schärengarten

Schärengarten vor der Küste Norwegens

Weitere Links

AIDA Barrierefreiheit

Datenschutz-Übersicht
HandiCaptain Blog

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.

Unbedingt notwendige Cookies

Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.

Wenn du diesen Cookie deaktivierst, können wir die Einstellungen nicht speichern. Dies bedeutet, dass du jedes Mal, wenn du diese Website besuchst, die Cookies erneut aktivieren oder deaktivieren musst.