Du bist Fahranfänger im Rollstuhl? In diesem Blogpost gibt es hilfreiche Tipps für Rollstuhlfahrer. Wenn du gerade dabei bist, dich als Rollstuhlfahrer*in zurechtzufinden, können dir diese Tipps helfen.
Rollstuhlräder können nicht nur schmutzig sein, sie sind es! Jedenfalls meistens. Vielleicht strebst du einen zweiten Rollstuhl an, den du nur in der Wohnung benutzt. Der Trend geht bekanntlich zum Zweitwagen. Solange du jedoch noch nicht über einen Rollstuhl-Fuhrpark verfügst, könnte dich dieser Tipp interessieren:
Leg dir eine breite Schmutzfangmatte in den Flur auf der du ein paar Runden drehen kannst, bevor die in die Wohnung rollerst. Ruck-Zuck sind die Räder trocken und sauber.
2 – Barrierefrei unterwegs im Rolli
Wo ein Wille ist, ist manchmal kein Weg. Wenn du (noch) mit den Fußgängeraugen guckst, wirst du hier und da verzweifeln, versprochen. Überleg dir genau, welchen Weg du nehmen möchtest und erkundige dich, ob dein Ziel barrierefrei erreichbar ist. Das macht dich sicher, erspart dir blöde Situationen und ggf. Umwege.
In der App Wheelmap sind viele Orte verzeichnet und Informationen dazu verfügbar. Außerdem ist es manchmal ratsam, direkt beim Betreiber oder Veranstalter anzurufen. Manche Menschen können leider mit dem Begriff barrierefrei immer noch nicht viel anfangen. Die Ansichten, was barrierefrei genau bedeutet, gehen teilweise weit auseinander. Deine Frage sollte lauten: „Komme ich als Rollstuhlfahrer*in zurecht?“
3 – Sichtbarkeit im Straßenverkehr
Reflektoren, Leuchtstreifen und hell-bunte Kleidung haben ja immer etwas von Kindergarten oder Grundschule und sind nicht besonders cool. Ich selbst bin mit einem mattschwarzen Rollstuhl, 5-Speichenräder für die keine Reflektoren vorgesehen sind (zum Glück!) unterwegs und trage ab und an eine schwarze Lederjacke.
Es ist erschreckend, wie unsichtbar du so in der Dämmerung oder gar in der Dunkelheit bist. Erstaunlich ist, dass du das selbst so dramatisch gar nicht wahrnimmst. Sorge unbedingt dafür, dass du sichtbar bist. Helle Kleidung oder Reflektoren sind wirklich wichtig.
4 – Sei kein Heimkind – Kleidung für Rollstuhlfahrer
Du wirst wahrscheinlich auch von selbst darauf kommen. Dennoch sage ich es dir: Wenn du dich mit einer normal langen Hose in den Rollstuhl setzt, hast du Hochwasser! Und Hochwasser sieht gerade im Rollstuhl scheiße aus. Immer! Da kannst du ziehen und zuppeln wie du willst, Hochwasser sieht behindert aus!
Besorg dir Hosen mit Überlänge, die auf deinen Schuhen aufliegen, wenn du sitzt. Das sieht einfach viel besser aus. Jeans mit einem hohen Strech-Anteil sitzen übrigens gut und du bekommst sie im sitzen zu, ohne dir einen abzubrechen.
Ich weiß, dass das Mode für Rollstuhlfahrer*innen ein Thema für sich ist. In der nächsten Zeit gibt es dazu speziell einen Blogpost.
5 – Druck der Rollstuhlreifen
Dass du auf einer glatt asphaltierten Straße besser als auf einem Schotterweg rollen kannst, hast du bestimmt schon festgestellt. Ebenso tragen prall gefüllte Pneus zu guten Rolleigenschaften bei. Platte Reifen strengen an und nerven schnell. Außerdem greifen die Bremsen nicht so gut und der Rollstuhl bewegt sich trotz aktivierter Bremsen. Check häufiger mal den Reifendruck und spendier ihnen eine Extraportion Luft.
Überleg dir, ob du nicht mit Vollgummireifen besser zurecht kommst. Mittlerweile fahre ich überwiegend damit und habe gute Erfahrungen gemacht.
6 – Bremsen rein!
Beim Umsetzen sind die Feststellbremsen zwingend nötig. Wenn du dir den Rollstuhl zurechtrückst, machst du die Bremse rein. Hier und da wird der Rolli aber einfach nur irgendwo abgestellt um für den nächsten Einsatz bereit zu stehen. Sorg dafür, dass gerade dann die Bremsen festgestellt werden. Es ist wirklich blöd, wenn du von deaktivierten Bremsen überrascht wirst und das gute Stück plötzlich wegrollt.
7 – Wertgegenstände gehören nach vorne
Mit einem Rucksack, der perfekt an der Rückenlehne befestigt werden kann, wird dein Rolli zum Lastenesel. Das ist wirklich praktisch zum Einkaufen oder für die Regenjacke. Problematisch gestaltet sich das für Wertsachen. Auch wenn du es nicht für möglich hältst, du bekommst es einfach nicht mit, wenn sich jemand an der Tasche hinter dir zu schaffen macht. Ruck-zuck ist das Portmonee oder das Smartphone weg!
Es gibt Sitzkissen mit einer integrierten Tasche vorne oder kleinere Taschen, die mit Schlaufen am Rollstuhl befestigt werden können. So hast du alles im Blick und niemand kann sich an deinen Wertsachen vergreifen.
8 – Umsetzen einplanen
Du wirst die Erfahrung machen, dass du mit deinem Rollstuhl nicht so richtig gut an einen Tisch passt. Hier und da stört ein Tischbein, die Tischhöhe passt nicht oder es ist einfach zu wenig platz da. Wenn du im Restaurant wie ein Affe auf dem Schleifstein am Tisch sitzt und dir unfallfrei das Essen zuführen sollst, kann dass nervig werden.
Wenn du es hinbekommst, dann prüf, ob du dich nicht einen regulären Stuhl umsetzen kannst. Du hast so definitiv eine schönere Zeit. Du könntest dich fragen, was das bei Tipps für Rollstuhlfahrer*innen zu suchen hat. Ist doch selbstverständlich. Ich schreibe das, weil ich es für mich lange ausgeschlossen habe, mich umzusetzen. Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber ich hätte definitiv früher damit beginnen sollen.
9 – Rollstuhltraining
Mit einem Rollstuhl kannst du eine Menge anstellen. Je besser du deinen Rollstuhl beherrscht, um so mobiler bist du. Das ist enorm wichtig. Wenn du deine Fähigkeiten einschätzen kannst, weißt, was du dir zutrauen kannst, schenkt dir das Sicherheit. Es gibt tatsächlich Kniffe, auf die du vielleicht erst nach Jahren Rollstuhlpraxis kommen würdest.
Erkundige dich nach Anbietern von Rollstuhltrainings in deiner Nähe. Es lohnt sich.
10 – Dein bester Kumpel
Okay, dieser letzte Abschnitt ist kein echter Tipp, sondern eher eine Einladung. Eine Einladung, eine Haltung einzunehmen, dir dir guttut, dich beflügelt und stark macht.
Dein Rolli wird dich begleiten. Vielleicht ab und zu, vielleicht in Zukunft immer mehr, vielleicht schon jetzt ständig. Das kannst du verfluchen und es wird genügend Momente geben, in denen du das tun wirst. Dein Rollstuhl ermöglicht dir Mobilität und Teilhabe, er schenkt dir Freiheit. Mit einem Handicap (und auch sonst) ist es eine gute Idee, den Fokus auf das zu richten, was geht und nicht auf das, was nicht geht.
Betrachte deinen Rollstuhl aus einen guten Kumpel, als Mittel zum Zweck. Was würdest du ohne ihn tun können? Ich habe dazu schon einen Blogpost gemacht: Der Dämon ist mein bester Kumpel.
HandiCaptain.de greift relevante Themen für Menschen mit Behinderung auf und berichtet darüber. Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast, freue ich mich über deinen Kommentar oder deinen Kontakt.
Camping ist schon seit längerem in Mode. Gerade jetzt in Corona-Zeiten erlebt diese Art Urlaub einen regelrechten Boom. Weil meine gebuchte Schiffsreise abgesagt wurde, bin heilfroh, dass ich mein Herz ein bisschen an das Camping-Leben verloren habe und ich meinen Bus zum Camper habe umbauen lassen…
Mit dem Camper an der Elbe in Drage
Es gibt immer wieder Neues: Mikro-Urlaub. Und tatsächlich, wenn es den Mirko-Urlaub nicht schon geben würde … ich hätte ihn erfinden können. Mikro-Urlaub bedeutet, sich eine kleine Auszeit vom Alltag gönnen und etwas erleben. In meiner Kindheit bedeutete Sommerurlaub mindestens drei Wochen am Urlaubsort. Heute stückelt sich die Auszeit oft in viele kleine Häppchen. Gerade dafür bietet sich ein Campingbus perfekt an.
Campingplatz an der Elbe – Camping Land
Es hat uns von Rheinhessen aus an die Elbe verschlagen, genauer gesagt auf einen Campingplatz in Drage. Der Campingplatz ist zweigeteilt: Ein Bereich liegt direkt am Wasser mit einem tollen Blick und der andere hinter dem Deich. Dort befinden sich auch die sanitären Anlagen und das Haupthaus.
Der Campingplatz ist sehr schön angelegt, hat keine feste Parzellen und bietet Camping mit Park-Gefühl. Obwohl wir zum Duschen einen Spaziergang über den Deich machen mussten, haben wir uns für den Bereich direkt an der Elbe entschieden. Das hat sich wirklich ausgezahlt!
Die Aussicht ist genial und die Sonne geht gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses unter. Wenn du bei schönem Wetter vor deinem Camper unter der Markise sitzt, vergisst du den Alltag ruckzuck.
Ein toller Blick auf die Elbe – bei Ebbe.
Dieser Artikel ist keine Campingplatz-Bewertung im klassischen Sinn. Wenn es wieder wärmer wird, startet der HandiCaptain zu einer Sommertour, besucht Campingplätze in Deutschland und bewertet sie nach Barrierefreiheit aus Sicht eines Rollstuhlfahrers.
In Drage fordert der Bereich direkt am Fluß dem Rollstuhlfahrer eine gewisse Geländegängigkeit ab. Es handelt sich hier um einen Rasenplatz mit einigen Bodenunebenheiten. Mit etwas Hilfe kommst du aber gut zurecht.
Die sanitären Anlagen sind modern, zweckmäßig und sauber. In der Hauptsaison gibt es morgens am Kiosk Brötchen – in der Nebensaison kannst du dich beim Bäcker in der Nachbarschaft versorgen.
Abendessen: Bratkartoffeln auf dem Gaskocher mit SchaschlikDer Skotti-Gasgrill ist eine Super-Erfindung! Zerlegt nicht viel größer als eine Tasche im DIN-A 4 Format
Unser Stellplatz direkt am Wasser ist einfach eine Wucht! Abends, wenn es ruhiger wird, die Enten das Schnattern einstellen und die Lichterkette an geht, kannst du die Füße hochlegen und den Sonnenuntergang genießen.
Der Tag neigt sich dem Ende entgegen.Mirko-Urlaub bedeutet, einfach häufiger mal raus aus dem Alltag.In der Natur zu Hause. So schön.
Bevor es in den gemütlichen Camper geht, kannst du den Abend genießen. Hier und da raschelt es im Gebüsch oder in einiger Entfernung zwitschert ein Seevogel ein letztes Mal. Nacht auf dem Campingplatz.
Camping Land an der Elbe
Wenn du als Rollstuhlfahrer Interesse an Camping hast, findest du hier in Zukunft mehr Inhalte dazu. Schau am besten von Zeit zu Zeit wieder vorbei.
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In diesem Artikel geht es Camping mit Rollstuhl – genauer gesagt um den Ausbau meines Kleinbusses zu einem Campingbus. Viele Begriffe werden synonym verwendet: Wohnmobil, Camper, Campervan, Kompaktcamper … Ist auch egal – Du weißt, was ich meine und Hauptsache, es macht Spaß!
Der Peugeot Traveller als Campingbus
Schon länger hatte ich den Traum von einem Wohnmobil. Den Gedanken, die Welt zu bereisen und einfach dort zu bleiben, wo es schön ist und das Wetter passt, fand ich mega-cool. Campingurlaub boomt ohnehin seit Jahren und die Corona-Pandemie hat den Campingtrend zudem enorm beflügelt. Allerdings braucht es für das Camping mit Rollstuhl besondere Voraussetzungen.
Das Hauptargument für den Kauf eines Busses war mein Handicap. Als Rollstuhlfahrer gelange ich über einen Kassettenlift sicher und bequem in den Bus, kann mich über die Transferkonsole auf den Fahrersitz umsetzen und selbst fahren. Den Bus benötige ich also in erster Linie ganz regulär im (Berufs)Alltag.
Camping mit Rollstuhl – Der Campingbus
Es macht irre viel Spaß, den ganzen Tag in der Natur zu sein.
Das Raumgefühl und der Platz im Bus kurbelte meine Campingbus-Gedanken ordentlich an und ich begann damit, Skizzen zu erstellen. Es ist gar nicht so einfach, alles unterzubringen und für mich praktikabel zu gestalten. Eines gleich vorweg: Es gibt nicht DEN Ausbau für Rollstuhlfahrer. Jeder Ausbau ist so individuell, wie deine Fähigkeiten. Kannst du aufstehen, dich umsetzen, dich aus dem Liegen aufrichten? Wo benötigst du Haltegriffe? Möchtest du selbst fahren? Wie kommst du in das Fahrzeug?
Mit diesem Artikel möchte ich dich inspirieren, dir meine Herangehensweise und meinen Bus vorstellen. Camping mit Rollstuhl ist gar nicht so weit weg, wie du vielleicht denkst.
Peugeot Traveller als Campingbus
Ich habe einen Peugeot Traveller in der Ausführung (L3) mit einer Gesamtlänge von 5,30 m. Hört sich lang an? Ist wirklich lang, aber immer noch alltagstauglich. Durch den behindertengerechten Umbau von PARAVAN ist der Boden ab der Mitte um 14 cm abgesenkt. Die dadurch gewonnene Innenhöhe ist auch beim Camping sehr angenehm. So kann meine Frau Bettina mit ihren fast 1,80 m gebückt im Camper stehen.
Wir haben uns gegen ein Aufstelldach entschieden. Erstens, weil wir eine große Liegefläche haben und einen zweiten Schlafplatz nicht benötigen. Zweitens hat der Peugeot Traveller in der Ausstattungsvariante zwei Glasfenster im Dach. Das schafft eine unglaublich tolle Atmosphäre im Fahrzeug, gerade wenn die übrigen Scheiben mit Thermo-Matten als Sichtschutz verdeckt sind. Und äh … drittens: Als Rollstuhlfahrer benötige ich nicht wirklich die Stehhöhe im Fahrzeug.?
Sitzbank, Tisch und Bett
Wenn es mal regnet, möchten wir uns eine Zeit lang im Camper aufhalten können – nicht nur liegend. Deswegen war es uns wichtig, das Bett einfach zu einer Sitzbank umbauen zu können.
Bisher haben wir noch nicht wirklich viel Zeit im Campingbus verbracht (außer schlafend) aber die Sitzbank ist super bequem und der Platz ist beeindruckend.
Eine Sitzbank, die mit einfachen Handgriffen zum Bett umgebaut werden kann.Der Tisch ist unglaublich stabil und variabel drehbar. Wird er nicht gebraucht, kann er klein zusammengesteckt werden.
Im Campingbus kommt dem Bett eine besondere Bedeutung zu. Schließlich ist erholsamer Schlaf eine Voraussetzung für einen schönen Urlaub.
Das Bett ist zweiteilig ausziehbar und erstreckt sich über die gesamte Fahrzeugbreite.Eine breite Liegefläche für einen tollen Komfort. Und super Matratzen.Hier schläft es sich richtig gut.
Küche & Co.
Wer wirklich unabhängig campen möchte, braucht Gelegenheit zum Kochen und Spülen. Unser Campingbus verfügt über ein ausziehbares Küchenmodul mit Spüle und einem zweiflammigen Gaskocher, der herausnehmbar ist.
Über die Spüle kann man Wasser zum Kochen entnehmen.Der Gaskocher macht richtig Dampf! Das Gerät ist im Küchenmodul verstaut und kann auch woanders aufgestellt werden.
Die Höhe ist übrigens genau passend. So ist Camping mit Rollstuhl wirklich angenehm.
Kühlbox und Stromversorgung
Für Lebensmittel und Getränke benötigst du zwingend eine Kühlbox. Während der Fahrt kann die Kühlbox mit der Autobatterie versorgt werden. Steht das Fahrzeug, kann es jedoch schnell eng werden.
Mir war eine sichere Stromversorgung nicht nur wegen der Kühlbox wichtig, sondern auch, weil ich z. B. die Rollstuhlräder oder das Wheel-e (Rollstuhlzuggerät) über Nacht laden will.
Das Fahrzeug wurde deswegen mit einer Außensteckdose ausgestattet, um die Autobatterie zu laden und zusätzlich den Strom zu einer Innensteckdose durchzuschleifen. Ist Landstrom vorhanden, können wir uns im Campingbus prima versorgen.
Die Dometic-Kühlbox hat jede Menge Stauraum für Getränke und Lebensmittel.Außensteckdose für LandstromDie Innensteckdose liefert Strom für verschiedene Verbraucher
Stehen wir autark und haben keinen Landstrom zur Verfügung, kommt eine 550 Wh Powerstation zum Einsatz. Damit kann die Kühlbox locker zwei Tage betrieben werden.
Toilette
Philosophien über Nutzung von Campingtoiletten gibt es vermutlich so viele, wie es unterschiedliche Klopapiersorten gibt. Während es für die einen ein absolutes No-Go ist, sich auf eine kleine Toilette im Campingbus zu setzen, ist es für andere wiederum vollkommen ok. Kommen die Toiletten für die einen nur bei kleinen Geschäften in Frage, erledigen andere selbst großes.
Philosophie hin oder her. Ich wollte ein Klo für Notfälle oder für Kleinigkeiten nachts. Bevor ich nachts über den Campingplatz zum Sanitärhäuschen muss oder den nächsten Strauch anfahren muss, bemühe ich lieber mein mobiles Klo im Campingbus. Erste Erfahrungen zeigen, es funktioniert sehr gut so.
Porta Potti in der Box. Damit das Umsetzen gefahrlos funktioniert, seht das Kunststoffklo über den Rand der Sitzbox.
Camping mit Rollstuhl – Das Raumkonzept im Campingbus
Als Rollstuhlfahrer weisst du, wie viel Platz Hilfsmittel brauchen. Beim Camping mit Rollstuhl ist das nicht anders. Weil der Campingbus nicht nur Campingbus sondern auch Alltagsauto ist, muss der Raum hinter den Sitzen vorne freigeräumt werden können. Bin ich alleine unterwegs, fahre ich mit dem Lift in das Auto ein und der Fahrersitz fährt zum Umsetzen zurück. Das braucht Platz.
Deswegen ist das Bettmodul nur 1,50 m lang. Die Verlängerung auf 1,90 m geschieht durch zwei Sitzboxen/Sitzhocker in denen sich das Porta Potti und die Kühlbox befindet.
Die Sitzhocker für die Kühlbox und das Porta Potti dienen als Bettverlängerung, können variabel aufgestellt werden (auch draußen).Der Sitzhocker kann optimal als Beistelltisch zum Kochen verwendet werden.
Gerätschaften wie Rollstuhl (Falter), Zuggerät, ein Faltrad und Campingmöbel finden draußen den besten Platz. Ich habe mir dazu passende Schutzhüllen und zwei 2 m lange Stahlseile von Abus mit Schloss besorgt, um alles am Fahrzeug zu befestigen.
Die Campingmodule können übrigens ganz einfach ausgebaut und gegen die reguläre „Bestuhlung“ getauscht werden. Nur vier Schrauben lösen und das Bett-/Küchenmodul auf einen Transportwagen ziehen.
Individueller Ausbau
Ich habe lange geschaut, ob für mich Campingmodule von der Stange in Frage kommen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe Anbieter. Schnell wurde klar, dass ich bestimmte Maße und Höhen brauchte, um mich zum Beispiel im Bett aufzurichten oder mich im Fahrzeug umzusetzen. Außerdem war mir die Stabilität und Haltbarkeit der Konstruktion wichtig.
Ein individueller Ausbau von Vanside
Über Pinterest fand ich die Firma Vanside in Lorch, Baden-Württemberg. Vom ersten Kontakt an waren Lukas und Bernd Maier von Vanside Feuer und Flamme für meine Ideen, brachten sich mit tollen Vorschlägen ein und setzten alles erstklassig um.
Die beiden sind sehr angenehme Zeitgenossen, tragen das Herz auf dem richtigen Fleck und und bieten einen extrem guten Service an. Wer sich für einen individuellen Ausbau interessiert, dem sei Vanside empfohlen!
Diese Empfehlung spreche ich aufgrund positiver Erfahrungen aus. Ich habe dafür keine Vergünstigungen erhalten, die mich diesen Artikel als Werbung kennzeichnen lassen müssten.
Hast du selbst Erfahrungen mit Camping mit Rollstuhl oder möchtest du auch zum Camper werden? Schreibe mir gerne in die Kommentare.?
Vielleicht kennst du das noch von früher: Ziemlich weit raus in die Natur, Landschaft atmen. Am Besten frühmorgens, noch vor dem Frühstück, wenn die Luft unverbraucht, die Umgebung still und du selbst irgendwie noch ganz bei dir bist.
Mein Zuggerät zieht mich über die Wirtschaftswege des Rheinhessischen Hügellandes, das von Italo-Affinen gerne die Toskana Deutschlands genannt wird. Nicht ganz zu unrecht.
Die Sonne lässt den Tag noch etwas auf sich warten, dreht sich bestenfalls verschlafen noch einmal auf die Seite während mein Zuggerät ungefragt vom kühlen Morgennebel eingelullt wird. Es ist herrlich, genau jetzt in diesem Moment zu sein.
Es gibt Dinge, denen bringst du immer eine Art Dankbarkeit entgegen, wenn du sie gebrauchst. Bei mir ist es zum Beispiel mein Mac Book oder die Espresso-Maschine, obwohl sie mir viel zu oft ENTKALKEN entgegen brüllt. Mein Zuggerät – du ahnst es – gehört mittlerweile auch zu meinen Favoriten. Was bin ich froh, dass ich mein Elektro-Huhn satteln kann!
Ok, lange Rede … Ich war mit Zuggerät und Rollstuhl unterwegs und hatte – wie fast immer – meine Kamera mit. Das sind die Bilder dieses Morgens:
HandiCaptain.de greift relevante Themen für Menschen mit Behinderung auf und berichtet darüber. Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast, freue ich mich über deinen Kommentar oder deinen Kontakt.
Ein behindertengerechter Autoumbau ermöglicht Menschen mit einer Behinderung eine selbstbestimmte Mobilität. Das ist wertvoll und erstrebenswert. In diesem Artikel beschreibe ich meinen Weg zu einem Fahrzeug, in das ich mit dem Rollstuhl einfahren kann und das Auto selbst steuern kann.
Seit mittlerweile acht Monaten kutschiert mich der Peugeot Traveller durch die Lande und es wird Zeit, dass ich meinen kleinen großen Liebling hier mal vorstelle.
Weil das hier kein Auto-Blog ist, geht es mir vordergründig nicht um einen Testbericht des Peugeot, sondern um den behindertengerechten Umbau und um die Alltagstauglichkeit des Wagens.
Willkommen an Bord 🙂
Peugeot & Paravan
Die Firma Paravan in Aichelau auf der Schwäbischen Alb ist auf den behindertengerechten Umbau von Autos spezialisiert und baut pro Jahr einige hundert (!) Fahrzeuge um. Die Menschen dort sind vom Fach und wissen ziemlich genau, was sie tun.
Deswegen wandte ich mich an Paravan. Ich hatte gehört, dass sich der Peugeot-Traveller-Umbau speziell für groß gewachsene Rollstuhlfahrer eignet, weil der Boden des Fahrzeuginnenraums tiefer angeordnet werden kann und so eine wirklich komfortable Innenhöhe entsteht. Insbesondere das Einfahren über den Kassettenlift gestaltet sich so vollkommen unproblematisch, weil die Durchfahrthöhe großzügig bemessen ist.
Besuch bei Paravan – Es ist vorteilhaft, wenn du vieles ausprobieren und anfassen kannst.
In Deutschland gibt es verschiedene Kostenträger, die – wie der Name schon sagt – die Kosten für einen behindertengerechten Autoumbau tragen. Je nach Fall, kommt, die Krankenkasse, die Rentenversicherung, die Berufsgenossenschaft, das Arbeitsamt oder andere für die Kosten auf. Findet sich kein Kostenträger, können ggf. Stiftungen und Vereine unterstützen. https://www.mobil-mit-behinderung.de
Ich habe meinen Antrag bei der Deutschen Rentenversicherung gestellt. Die Rentenversicherung möchte Menschen mit Behinderung möglichst lange im Arbeitsprozess halten und stellt dafür Hilfsmittel zur Teilhabe am Arbeitsleben zur Verfügung.
Zunächst einmal brauchte ich ein verkehrsmedizinisches Gutachten, aus dem hervorgeht, welche Umbauten ich benötige, um ein Auto sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Im wesentlichen ist das
Handbedienung (Gasring und Bremshebel)
Kassettenlift um mit Rolli in das Fahrzeug zu gelangen
Transferkonsole, die ein Umsetzen vom Rolli auf den Fahrersitz ermöglicht.
Der Kostenträger ist natürlich bestrebt, die Penunsen zusammen zu halten. Deswegen ist es unerlässlich, ihm verständlich zu machen, welches Fahrzeug die individuellen Bedürfnisse am besten erfüllt. Persönliche Vorlieben alla Wünsch Dir was zählen da nicht. Wer sich intensiver damit beschäftigt, wird jedoch Argumente finden, die eine Auswahl des gewünschten Modells unausweichlich machen.
Zu dem Antrag gehören einige Unterlagen und Bescheinigungen, doch alles in allem ist das gut zu machen. Schon bei der Antragstellung stand mir Mobilitätsberater Joachim Glück von Paravan perfekt zur Seite.
Warum Paravan und Peugeot?
Vom ersten Kontakt mit Paravan an, hatte ich das gute Gefühl, wir arbeiten an einer gemeinsamen Sache. Die freundliche, unkomplizierte und professionelle Art von Herrn Glück und seinen Kollegen trug entscheidend dazu bei. Bei meinem ersten Besuch in Aichelau schaute ich mir viele Fahrzeuge an und probierte vieles aus. Es erwies sich als sehr vorteilhaft, dass so viele unterschiedliche Fahrzeuge vorhanden waren. Zu guter letzt fiel meine Entscheidung auf den Peugeot Traveller. Peugeot gewährt Menschen mit Behinderung einen Rabatt von 30 %, was die Anschaffung des Grundfahrzeuges deutlich günstiger macht.
Von der Beantragung des Umbaus bis zur Bewilligung durch die Rentenversicherung dauerte es ein gutes halbes Jahr. Die Wartezeit für den Traveller betrug vier Monate und der Umbau bei Paravan dauerte dann circa acht Wochen. Igendwann war es dann soweit und ich konnte meinen Bus in Aichelau abholen. Für die Übergabe des Fahrzeugs hatten wir zwei Tage veranschlagt, so dass wir ausreichend Zeit hatten alles einzustellen, auszuprobieren und anzupassen.
Die Übergabe gestaltete sich absolut entspannt in einer wirklich guten Atmosphäre. Du spürst regelrecht, dass den Paravan-Mitarbeitern genau das am Herzen liegt. Obwohl es jede Menge zu lernen gab und hier und da noch etwas angepasst werden musste, hatten wir viel Spaß zusammen. Am Ende fuhr ich mit einem tollen Gesamtpaket nach Hause.
Ich konnte es mir nicht vorstellen, … mittlerweile liebe ich das Busfahren.
Behindertengerechter Autoumbau – alltagstauglich?
Weil ich mich mit derartigen Umbauten bisher überhaupt nicht auskannte, hatte ich Bedenken, dass ich immer wieder an Grenzen stoßen würde, die mich herausfordern würden. Insbesondere die eingeschränkte Bodenfreiheit wegen des – unter dem Fahrzeugboden angebrachten – Kassettenlifts machte mir Sorgen.
Nach 15.000 Kilometer kann ich Entwarnung geben. Mittlerweile habe ich ein Gespür für möglicherweise kritische Situationen (Parkhäuser, steile Rampen …) bisher war jedoch fast alles ohne Probleme machbar.
Die Handhabung des Autos funktioniert sehr gut. Da zahlt sich die intensive Beratung durch Paravan aus. Das Ein- und Aussteigen, das Umsetzen auf den Fahrersitz ist recht komfortabel machbar. Das Fahren mit Gasring und Bremshebel kenne ich bereits seit Jahren.
Der Peugeot Traveller entstammt dem PSA-Konzern und ist nahezu baugleich mit dem Citroën Spacetourer, dem Toyota Proace und dem Opel Zafira life. Die Busse sind in drei Längen erhältlich. Ich habe mich für die längste Version entschieden, weil ich dachte: “Wenn schon, denn schon …“ Meine Entscheidung habe ich bisher nicht bereut. Die 5,30 Meter bieten unglaublich viel Platz und sind im Alltag sehr gut zu handhaben. Dank Rückfahrkammera ist auch das Einparken kein Problem.
Viel Platz im Peugeot Traveller.
Einstieg seitlich oder hinten?
Bei Umbauten dieser Art gibt es zwei verschiedene Anordnungen des Liftes: seitlich oder hinten. Die Verfügbarkeit ist auch (aber nicht nur) vom Fahrzeug abhängig. Die Position des Einstiegs bestimmt maßgeblich das Vorgehen beim Parken. Für das Ausfahren des Lifts benötigst du entsprechend Platz neben oder hinter dem Fahrzeug. Natürlich ist das nicht immer ganz einfach aber ich habe mittlerweile einen ganz guten Blick, wo ich mich hinstellen kann. Wenn es nicht anders geht, parke ich auch mal unkonventionell. Bisher habe ich keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.
Bei der Anordnung des Lifts hinten ist zu beachten, dass du mit dem Rolli der Länge nach durch den Bus fahren musst. Daraus ergibt sich nur sehr eingeschränkt Raum für Gepäck oder Mitfahrer.
Zuverlässigkeit
Die Zuverlässigkeit eines behindertengerechten Fahrzeugs ist enorm wichtig. Was nützen die tollsten Einbauten, wenn du in der Pampa stehst und sie funktionieren nicht.
Bisher hatte ich nur mit Kleinigkeiten zu tun, die sich schnell beheben ließen. Alles in allem bin ich von der Zuverlässigkeit des Wagens überzeugt. Die von Paravan vorgenommenen Umbauten machen einen guten Eindruck und sind richtig dimensioniert. Hier zahlt es sich einfach aus, das Paravan viel Erfahrung hat.
Ein Fahrzeug, in das du mit dem Rolli einfahren kannst, bietet unglaublich viele Vorteile und lässt mich entspannt unterwegs sein. Die Verladung des Rollstuhls entfällt nun und ich komme bei Wind und Wetter sicher in das Auto.
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Schön, dass du da bist. Willkommen auf HandiCaptain.de!
Mach es dir bequem und schau dich in aller Ruhe um. Viel Spaß und neue Erkenntnisse wünsche ich dir.
Camping im Rollstuhl. ☀︎⛳︎ Geht das? Interview für SWR3 SWR3 Push, 20.01.2024, Interview mit SABRINA KEMMER Wie barrierefrei sind Plätze in den Urlaubsregionen tatsächlich? Welche Erfahrungen habe ich gemacht und was ist mein Lieblingfeature in meinem Campingbus?